Sich mit Bäumen wohlfühlen, sie umarmen und sie zu photographieren, ist einfach. Doch was bedeutet es, mit einem Baum zu kommunizieren? Die Antworten von Montse Catalan Sanchez und Christine Leineweber halte ich für so hilfreich und wertvoll, dass wir gemeinsam beschlossen haben, unser Gespräch öffentlich zu machen.
Burcado Nowak: Magst Du mehr über die Wanderung erzählen? Was bedeutet es, an einem Baum zu meditieren? Wie schaffst Du den Übergang von ‚Dasein‘ zum Zuhören, zum Aufnehmen der Schwingung der Baums, der unsichtbaren Wesen und von Mutter Erde? Was machen dann die Schwingungen in Dir? Ich möchte gerne mehr darüber lernen.
Montse Catalan Sanchez: Es ist für mich, wie das Eintreten in eine andere Dimension, das Betreten einer anderen Welt.
Wandern zwischen den Bäumen. Ein Märchen. Ich betrete ihre Welt und spüre mich hinein, nehme Kontakt auf, suche mir einen Baum aus, der mich heute besonders anspricht. Bevor ich mit ihm kontaktiere, erschaue ich, wie sind die Venen des Baumstammes, die Rinde, die Blätter, hat er Blüten, trägt er Früchte? Das alles nehme ich still in mir auf. Alls würde es sich um jemanden handeln, der mir gefällt, ich schaue ihn mit Augen der Liebe an. Ich verliebe mich in ihn.
Jetzt atme ich seine Essenz tief ein, fühle seinen Geist. Manche geben dir Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen, Freude. Andere geben uns Kraft.“Jeder atmet und überträgt eine Tugend.“ Wir können auf unterschiedliche Weise die Energie der Bäume spüren. Dieses unbeschreibliche Gefühl der Geborgenheit, das wir spüren, wenn wir unter einem Baum sitzen, ist wegen dem Unbewussten ein Energie-Austausch. Es ist was ganz Besonderes, eine Zeremonie, etwas Heiliges.
Ich kontaktierte durch die Entspannung und Atmung, mit Wahrnehmen der Energie, die durch mein Körper fließt. Ich verbinde mich mit Mutter Erde. Ich fühle wie seine Magie, sein grünes Licht mich umhüllt, es gibt mir Frieden, Glück, Langlebigkeit, Stärke, Schönheit und Harmonie. Bäume vereinen Himmel und Erde in meinem Herzen.
Ich spüre und fühle wie der Baum mit seinen Wurzeln Energie aus Mutter Erde nimmt, und durch seinen Stamm und den Ästen ins Universum strahlt, und die Äste wiederum nehmen die Energie vom Himmel und führt sie hinunter zu den Wurzeln zum Mittelpunkt der Erde.
Es ist wie eine Brücke zwischen der Himmlischen Welt und der physischen und materiellen Welt. Sie vereinigen sich in meinem Herz.
Wenn ich fühle, es ist an der Zeit, bedanke ich mich und verabschiede mich, und durch Auflegen meiner Hände lasse ich ihn meine Liebe und Respekt spüren…
Christine Leineweber: Ich halte es ganz ähnlich wie die liebe Montse. Und manche Bäume schenken einem sogar Etwas zusätzlich. Ein Blatt, einen Zweig, ein Stück Borke, eine Eichel.
Zum Dank frage ich, was der Baum braucht und lasse etwas von mir da. Manchmal reicht ein einzelnes Haar, manchmal brauchen bestimmte Stellen Reiki, manchmal genügt eine innige Umarmung.
Ich liebe, liebe, liebe Bäume einfach und die Arbeit mit Ihnen.
Burcado Nowak: Liebe Christine, wie fühlst du, dass eine bestimmte Stelle Reiki braucht? In meiner Region sehe ich soviele Bäume, die stark leiden; der Stamm hat eine rostbraune Farbe, und ich fühle eine Traurigkeit von dem ganzen Baum, von allem, was und wie er ist und auch von den Bäumen und Pflanzen drumherum.
Mich hat das bislang sehr hilflos gemacht, ahne um die Ursachen – und bin mehr im Kopf und in meiner Angst.
Wenn es ’nur‘ ein Baum wäre, würde ich lange bei ihm bleiben können. Doch in den letzten Jahren sind es immer mehr Bäume geworden, die leiden – auch wenn es viele gibt, die voller Kraft sind.
Was tun?
Christine Leineweber: Nun das ist für mich ein ganz ähnliches Thema, wie bei allen leidenden Lebewesen. Es gibt so viel zu tun auf der Welt, so viele leidende Tiere, so viele arme Menschen und man kann nicht für alle etwas tun als Einzelner. Man kann nicht alle retten und muss lernen, sich abzugrenzen.
Ich trete in inneren Dialog mit dem Baum, bin einfach wach für den Augenblick, spüre, frage ihn, was er braucht und dann kommen Antworten. Manchmal ist es einfach ein Bild, das er mir schickt vor dem inneren Auge, manchmal ein Wort. Ich denke, das ist bei jedem Menschen anders, weil jeder Mensch anders ist und jeder Baum.
Ich sitze zum Beispiel unter dem Baum, lehne mit dem Rücken am Baum und da fällt mir ein besonders schönes Blatt genau in den Schoß. Da weiß ich einfach, es ist ein Geschenk, was mich an ihn erinnern soll. Vielleicht um mir zu sagen: „Komm bitte wieder“. Dann danke ich dafür und frage innerlich, „Was brauchst Du?“ Und warte ab, was passiert.
Manchmal kommt keine Antwort, manchmal kommt ein Bild von Borkenkäferbefall, trockenen Wurzeln oder einem Pilz. Dann biete ich zum Beispiel Reiki an. Manchmal kommt ein Wort wie: Durst oder Aufgabe, oder müde, dann gieße ich schlicht etwas Wasser aus einer mitgebrachten Flasche an seinen Stamm oder die Wurzeln. Ich sehe das Wasser vorher. Ich handle instinktiv – aus dem Bauch heraus.
Nicht immer kommen Antworten. Das ist aber auch ok. Ich umarme den Baum, ich gebe ihm Liebe, wie ich es auch für einen Menschen tun kann. Das Ganze mit dem Bewusstsein, dass ich nicht alle retten kann und dass das, was ich gerade tue, eine ganze Menge im Bereich des Möglichen ist.
Es kommt nicht darauf an, sich zu grämen, weil man sich ohnmächtig fühlt, nichts für alle tun zu können. Sondern einfach auf das, was im Hier und Jetzt geschieht. Jedes Lebewesen hat seine Aufgaben und sich seinen Weg auserwählt, so glaube ich. Und alles hat einen übergeordneten Sinn, auch wenn wir ihn mit dem Kopf nicht verstehen. Unsere Seelen erschaffen uns die Welt, wie sie für unsere Weiterentwicklung am besten ist, wie alle Lebewesen.
Tu, was Du zu tun bereit bist und sei zufrieden mit dem, was Du tun kannst – im Rahmen Deiner Möglichkeiten. Spüre, übe, fühle, genieße, atme, meditiere und Du wirst ganz von allein Deine eigenen magischen Erfahrungen machen. Leben heißt Lernen.
Montse Catalan Sanchez: Lass einfach los vom Verstand, setz dich hin und spüre, nimm auf, berühre die herausragenden Wurzeln und du wirst sehen (in dir spüren), die Bäume sind miteinander verbunden, sie helfen gegenseitig, also wenn du bei einem sitzt, umarmst oder deine Stirn an ihm lehnst. Sie bekommen alle etwas von dem ab. Lass es einfach fließen, lass es geschehen und du wirst es gut machen. Es wird gut sein.
Bilder einer Wanderung & Baummeditationen
© Montse Catalan Sanchez