Ein Barfusspfad ist ein wunderbares Erlebnis für die Sinne. Die Geschichte, warum ich den Barfusspfad im Hohen Meißner Naturpark sehr gerne mag, ist schnell erzählt.
Ohnehin fasziniert mich die Region rund um den Hohen Meißner. Diese abwechslungsreiche Landschaft entführt mich in unterschiedliche Lebenswelten, die ich schon an vielen anderen Stellen in Europa erlebt habe; doch hier ist alles auf seine eigene Weise zusammen gekommen. Und das tut meiner Seele gut.
Als ich erfuhr, daß es im Hohen Meißner auch einen Barfusspfad gibt, schlug mein Herz höher. Es ist wunderbar, im mystischen Frau-Holle-Land mit Kindern das Waldleben zu entdecken, mehr über Ameisen zu lernen, Mäuse zu beobachten und dem Gesang der Vögel zu lauschen.
Viele Experimente taten meinen Füßen gut; das Laufen über Kiefernzapfen, Felle, Tonkrüge und Natursteine, über Tannennadeln und Maiskörner, durch Schlick und Wasser. Gleichzeitig war ich unseren Verwandten, den Tieren und den Bäumen des Waldes, wieder einmal ein kleines Stückchen näher gekommen.
Der Barfusspfad ist eine schöne Möglichkeit, sich dem Wald auf eine neue Weise zu nähern. Den Kindern hat es am meisten Spaß gemacht, mir die Welt des Barfusspfades zeigen zu können. Spielerisch und ernsthaft zugleich.
„Weißt Du, wieviele Ameisen in einem Ameisenhaufen leben? Wie alt wird eine Ameise? Lebt die Königin länger als die Arbeiterinnen? Wovon ernähren sich Ameisen?“ Die Fragen – sehr einfach, sehr klar – zeigten mir, wie wenig ich vom Wald und seinen Bewohnern weiß. Und daß, obwohl ich sehr gerne im Wald bin, dort gerne spazieren gehe oder wandere.
Die Stationen und die Strecke des Barfusspfades sind liebevoll mit viel Phantasie aufgebaut worden. Die Liebe zum Detail zeigt sich sich immer wieder; so am Anfang mit einem guten Unterstand für Schuhe und Strümpfe, so zwischendurch mit Elementen, mit denen ich nie gerechnet hätte. Beispielsweise habe ich gestern zum ersten Mal das Fell eines Wildschweines berührt, das eines Rehs und das eines Hirsches.
Der Ostfriese in mir freute sich über den Schlick, der Enkel eines Bauern über Heu und Stroh und der Indianer im mir liebäugelte mit dem Luchs, der die Besucher des Pfades begrüßt. Zum Abschluß gab es noch Kaffee, Kuchen und Limonade in der Gaststätte des Jugenddorfes.
Während der Erholungspause ein kontroverses Gespräch über die Station mit den Fellen von Reh, Hirsch und Wildschein. Ob das wirklich nützlich ist? Eine Fürsprecherin gab zu bedenken, daß Kinder, insbesondere Stadtkinder, selten die Gelegenheit haben, die Felle auf diese Weise kennen zu lernen. Eine ablehnende Stimme warnte vor der Möglichkeit, daß Kinder und Erwachsene respektlos mit den Tieren umgehen.
Ganz begeistert vom Nachmittag in der Natur, stelle ich mir Stunden später dennoch ein paar Fragen.
Sind die 30 Stationen des Barfusspfades mehr ein Spiegel für eine Warenhausgesellschaft, ein Spiegel für rasches Konsumieren? Oder ist der Barfusspfad eine spannende, interessante Möglichkeit für Kinder und Erwachsene, sich in Zukunft liebevoller mit unseren Verwandten im Wald zu beschäftigen? Was braucht es, damit wir mehr von den Bäumen als Kraftbäumen, den Tieren als Krafttieren, dem Ort als Kraftort erfahren?
Barfusspfad im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald
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